pax christi Freiburg fordert einen militärfreien Kirchentag 2021
12. Dez 2020
Es soll ein großes Event werden, und mitten drin will sich die Bundeswehr präsentieren: Vom 12. Mai bis 16. Mai 2021 ist in Frankfurt am Main der 3. Ökumenische Kirchentag geplant. Die Bundeswehr nutzt die Kirchentage seit Jahren für Imagewerbung und Kontaktpflege. Traditionell spielt die Bigband der Bundeswehr am Eröffnungsabend. Auch ein Kirchentags-Militärgottesdienst ist wieder geplant. Bei Diskussions-Veranstaltungen und in den Messehallen wird die Bundeswehr präsent sein. Das stößt auf Kritik.
Kristina Blömer, die im Bistum Aachen bei „pax christi“ aktiv ist, erläutert dazu: „Als katholische Friedensbewegung setzen wir uns für aktive Gewaltfreiheit, zivile Konfliktlösungen, Versöhnung und die Einhaltung der Menschenrechte ein – dies tun wir im Bewusstsein unseres Glaubens“, so die Referentin für Friedensarbeit. „Der Ökumenische Kirchentag würde gewinnen, wenn wir sein Motto ‚Schaut hin‘ berücksichtigen würden und die Bundeswehr nicht vertreten wäre“, so die Forderung von Blömer.
Insgesamt 72 Friedens- und Menschenrechtsgruppen aus dem christlichen Bereich und darüber hinaus wenden sich aktuell in einem Offenen Brief an das Präsidium des Ökumenischen Kirchentages 2021. Darin fordern sie:
• Kein Bundeswehr-Gottesdienst auf dem Ökumenischen Kirchentag 2021!
• Keine Beteiligung eines Militärmusikkorps!
• Keine Image-Werbung der Bundeswehr!
Ralf Willinger von der Kinderrechtsorganisation terre des hommes kritisiert vor allem den Werbeeffekt, den sich das Militär von seiner Präsenz auf dem Kirchentag verspricht: „Die Bundeswehr hat seit 2011 über 14.000 minderjährige Jungen und Mädchen als Soldaten rekrutiert und wirbt bei Minderjährigen in Schulen, auf Jugend- und Spielemessen, in Jugendmedien, über Social Media, im Internet – überall, wo sie sie erreichen kann. Sie sollte dies nicht auch noch bei einem Kirchentag tun können“, so Ralf Willinger. Selbst der „UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes“ habe sich bereits gegen Bundeswehrwerbung bei Minderjährigen und die Ausbildung von Minderjährigen an der Waffe ausgesprochen: „Sowohl die Art der Bundeswehrwerbung als auch der Umgang mit den minderjährigen Soldatinnen und Soldaten verletzen die Kinderrechte“, mahnt Willinger. Der Kirchentag, der auch immer viele junge Menschen anzieht, sollte keine Plattform zur militärischen Rekrutierung bieten.
„Die Bundeswehr hat auf dem Kirchentag nichts verloren“, macht Thomas Carl Schwoerer, Bundessprecher der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK), deutlich. Seiner Meinung nach sind christliche Werte nicht mit denen des Militärs vereinbar: „Die Kirchen sollten in Frankfurt ein deutliches Zeichen für Frieden und Abrüstung setzen, statt der Bundeswehr eine Bühne zu bieten“, so Thomas Carl Schwoerer, der bei der DFG-VK in Frankfurt aktiv ist.
Für den Fall, dass das Präsidium des Kirchentags weiter an der Teilnahme des Militärs festhält, sind friedliche Protestaktionen in Planung.
Den Offenen Brief finden Sie im Downloadbereich. Bei Fragen und für Interviews stehen Ihnen unsere Experten zu dem Thema gerne zur Verfügung. Kontakt: Rainer Schmid, evang. Theologe, Ziegelstraße 25, 73431 Aalen, Tel. 0176 3678 5211, rainer.schmid@elkw.de und Peter Bürger, kath. Theologe, Düsseldorf, peter@friedensbilder.de